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Kunst für Kredite

Viele Auktionshäuser haben in Zeiten der Pandemie ihre Online-Präsentationen und das Live-Bidding ausgebaut und besser verkauft als erwartet. Das Dorotheum, das wie immer geizt mit konkreten Umsatzzahlen, dürfte da wohl dazugehören. So ist es nur logisch, dass die ab dem 24. November angesetzte Contemporary Week trotz hartem Lockdown stattfindet. Während andere heimische Auktionen auf die Zeit nach den verordneten Schließungen verschoben wurden, verlässt man sich in der Dorotheergasse auf das World Wide Web bzw. die Telefonbieter. Auch diese Woche kommen in allen Auktionen Werke aus der Sammlung der Bank Austria, die damit auf Geheiß der Unicredit Group die sogenannte „Social Impact Banking Initiative“ finanziell zu unterstützen hat. Wieso eine Bank ihre Kreditvergabe „an Einrichtungen, die sonst keine Unterstützung bekommen und an sozial ausgerichtete Unternehmen“ mit dem Verkauf von Kunstwerken unterstützen muss, ist zwar nicht ganz einsichtig, aber in vielen Fällen auch international gelebte Praxis. Für Kunstsammler*innen haben solche Verkäufe aber immerhin den Vorteil, dass sie meist durch eine Ankaufskommission genehmigt wurden und damit quasi eine Qualitätsgarantie mitbringen.

Die Contemporary Week beginnt mit der Auktion Klassische Moderne. Oskar Kokoschkas “Amor und Psyche” aus dem Jahr 1955 (Schätzwert 300.00 - 500.000 €) und Gustav Klimts „Altar des Dyonisos“, eine Studie für das Deckengemälde im Burgtheater (Schätzwert 190.000 - 300.000) kommen aus der Bank Austria Sammlung, stehen aber unter Denkmalschutz und dürfen nicht so ohne weiteres ins Ausland verkauft werden. Für den Altar des Dyonysos bestehen außerdem zwei gültige Leihverträge mit dem Van Gogh Museum Amsterdam, vom Okt. 2022 bis Jänner 2023 und mit dem Belvedere Wien, vom Feb. 2023 bis Juni 2023. Das Toplos dieser Auktion stellt der 1893 in Smilawitschy im heutigen Weißrussland geborene Chaim Soutine. 1913 kam Soutine nach Paris wo er Anschluss an Künstler wie Modigliani, Bonnard fand. Seine „Femme en rouge au fond bleu“, entstanden um 1928, wurde zuletzt im Mai 2017 im Rahmen des Impressionist & Modern Art Evening Sale bei Sotheby’s New York angeboten, fand jedoch mit einer Schätzung von 3 bis 4 Mio. USD keinen Käufer. Im Dorotheum gibt es das Werk nun um eine Million günstiger.

Die Auktion Zeitgenössische Kunst I beginnt gleich mit zweien der Hauptlose, einer Grablegung Christi in Keramik und einem Concetto Spaziale, Attesa, beide von Lucio Fontana. (200.000 - 300.000 / 400.000 - 600.000) Es war wohl nicht das erste Werk das Günther Uecker mit Nägeln geschaffen hat, doch in dem von Dieter Honisch erstellten Werkverzeichnis hat es die Nummer eins. Für erwartete 300.000 bis 400.000 Euro soll der 60 cm hohe „Kopf“ von 1955/56 versteigert werden. Auch in dieser Auktion gibt es Werke aus der Bank-Austria-Sammlung, z.B. die „Zwei Kontinente“ ein mit 60 x 299 Zentimeter außergewöhnliches Querformat des phantastischen Realisten Rudolf Hausner (80.000 - 140.000), das ursprünglich von der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien erworben wurde, oder ein 200 x 400 großes Ölgemälde von Josef Mikl (“Ritter und Dame”, 50.000 - 70.000). Kunst von Frauen sucht man in dieser Auktion fast vergeblich. Nur zwei Werke von Carla Accardi und die Arbeit „Macht Schluss mit Hass und Rache“, aus 1947/48 von Maria Lassnig haben es in die Auktion geschafft.

Die Auktion Zeitgenössische Kunst II lockt mit relativ günstigen Werken großer Namen wie Andy Warhol, Damien Hirst, Ai Weiwei, Jeff Koons oder Yves Klein, dessen atypischer „Table Rose“ allerdings erst im Jahr nach dem Tod des Künstlers als Teil einer Edition entstanden ist. (18.000 - 24.000). Dazu wieder österreichische Kunst aus der Bank Austria Sammlung z.B. von Adolf Frohner, Franz Ringel, Hans Staudacher, Peter Pongratz, Jakob Gasteiger und Erwin Wurm. Viele dieser Werke wurde übrigens direkt von den Künstlern erworben. Außerdem gibt es in dieser Auktion einige Beispiele afrikanischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Dorotheum Contemporary Week
Klassische Moderne, 24.11.2020, 16 Uhr --> Zum Katalog
Zeitgenössische Kunst I, 25.11.2020, 16 Uhr --> Zum Katalog
Zeitgenössische Kunst II, 26.11.2020, 16:00 Uhr --> Zum Katalog

Mehr Texte von Werner Remm

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