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viennacontemporary: Und sie kaufen doch

Es sind zwar fast ausschließlich Wiener*innen (und andere Österreicher*innen) zur Vernissage der Viennacontemporary gekommen und das auch nicht in Massen. Allerdings ist das ausgewählte Publikum nicht nur interessiert, sondern auch kaufwillig nach einem halben Jahr Messe- und Galerieeröffnungsentzug.

2.500 Menschen dürfen sich gleichzeitig in der Marx Halle aufhalten. Am ersten Tag ist von Gedränge jedoch nicht zu spüren, obwohl eine Halle gestrichen wurde.

Von 110 auf 65 Galerien ist das Feld zusammengeschnurrt. Die Hälfte von ihnen stammt aus Österreich, 20 kommen aus Ost- und Südosteuropa, dem einzigartigen Fokus der Wiener Messe. Hier zeigt sich, wie schwierig die Umstände sind, aber auch, wie groß die Solidarität unter Galeristen sein kann: Die drei ungarischen Aussteller konnten alle nicht persönlich anreisen, um ihre Stände kümmern sich Kollegen vor Ort. Ines Lombardi von der Wiener Galerie Georg Kargl Fine Arts hilft ihren Budapester Kollegen von Vintage bei deren Solopräsentation des gemeinsamen Künstlers Andreas Fogarasi aus, obwohl sie selber schon auf zwei Ständen Herbert Hinteregger und Rosa Rendl präsentiert. "Ich finde es gut, dass die Messe stattfindet. In so einer Situation müssen einfach alle zusammenarbeiten."

Aus Deutschland sind neun Galerien dabei, alleine sechs aus Berlin. Crone aus Berlin und Wien gehört zu ihnen; mit Österreichs nächster Venedig Biennale-Künstler*in Ashley Hans Scheirl hat die Galerie auch eine sichere Bank dabei. Das frühe Werk von 1996 wechselte praktisch sofort die Besitzer - jetzt ein deutsches Sammlerpaar, das schon vor der Erklärung Wiens zum Risikogebiet eingereist war.

Auf Nummer Sicher gehen in diesen unsicheren Zeiten nicht wenige Aussteller. Malerei und kleinere Formate dominieren.  Nach einem halben Jahr ohne Kunstmessen und stark eingeschränktem Galerie- und Ausstellungsbetrieb ist der finanzielle Spielraum für viele Marktteilnehmer eng.

Die Messe hat dem Rechnung getragen und dem Drängen vor allem der Wiener Galerien nachgegeben. Es wurde für diese Ausgabe eine Art Flatrate-Modell vereinbart und die Standkosten wurden glatt halbiert. Die günstigste Koje für junge Kunst kostet lediglich 2.500 Euro die teuerste 6.000 für 35 Quadratmeter. Der russische Eigentümer Dmitry Aksenov dürfte dieses Jahr massiv draufzahlen.

Sein Engagement danken ihm jedoch nicht alle. Einige Wiener Galeristen machen trotzdem nicht mit. Eine internationale Kunstmesse in der eigenen Stadt scheint ihnen nicht so wichtig zu sein, oder sie vertrauen darauf, dass die Veranstaltung für den Eigentümer ein Vanity Project ist, dass er schon nicht aufgeben wird.

Dabei sind die Standkosten schnell eingespielt. Michael Sturm von Sturm & Schober mit Standorten in Stuttgart und Wien ist schon nach wenigen Stunden zufrieden: Arbeiten von Thomas Gänszler und Wolfram Ullrich hat er vermitteln könen - an neue Wiener Kunden.

Bei der Viennacontemporary ist das Niveau trotz Corona-Einschränkung überraschend und erfreulich hoch, auch wenn bei einigen der 16 Neuzugänge noch Luft nach oben ist. Die Parallel mag dieses Jahr die zahlenmäßig größere Veranstaltung sein. Das bessere, weil professionellere Angebot macht hingegen die Viennacontemporary.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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viennacontemporary
24 - 27.09.2020

viennacontemporary
1030 Wien, Marx Halle / Karl-Farkas-Gasse 19
http://www.viennacontemporary.at
Öffnungszeiten: Zugang nur zu gebuchten Timeslots


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