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DC_Open:
Bewährtes Format, neue Form

Ohne großen Empfang und Vernissagen, aber mit Zuversicht laden die Galerien in Düsseldorf und Köln an diesem Wochenende zur traditionellen Saisoneröffnung DC Open. Und während in Ostelbien bis auf wenige Ausnahmen Katerstimmung gepflegt wird, werden im Rheinland neue Formate ausprobiert neue Ausstellungsräume bezogen.

Eine Handvoll Düsseldorfer Galerien nutzen die Entschleunigung, um mit Führungen gezielt Freundeskreise von Museen und andere Interessierte durch regelmäßige Führungen anzusprechen, mit Erfolg, wie man hört. Linn Lühn zeigt mit „Pitching Pennies“ erstmals Arbeiten der Berliner Malerin Anne Neukamp. Die mittelformatigen Leinwände mit Piktogrammen und Symbolen, die ihre Rätselhaftigkeit ebenso erst auf den zweiten Blick offenbaren wie ihren akribischen Entstehungsprozess. Die vermeintlich simple Spontanität des Computer-Icons ist in Wahrheit Ergebnis wohldurchdachter und vielschichtiger Malerei. Die Preise bewegen sich zwischen 9.000 und 15.000 Euro. Das von Lühn herausgegebene Programmheft Cahier ist ausnahmsweise als eine Art Katalog erschienen, in dem jede teilnehmende Position mit einer ganzen Seite vorgestellt wird.

Eine Gruppenausstellung mit zwei Fotografie- und einer Malereiposition hat Petra Rinck zusammengestellt. Stillleben und – urbane – Landschaften sind die verbindenden Themen von Laurenz Berges, Bernhard Fuchs und Albrecht Schäfer. Genau beobachtet und mit einer gewissen Lakonik widmen sich die Drei, jeweils auf ihre Weise, alltäglichen Sujets. Preise zwischen 2.500 und 15.000 Euro.

Bei Rupert Pfab hat der Düsseldorfer Lars Breuer seine zweite Einzelausstellung. Nach seinem Debüt mit Wandmalerei, zeigt er jetzt Gemälde im weitesten Sinne unter dem Oberthema „Komposition“, das sich aus romantischen Gedichtvertonungen speist. Von der getriebenen und verchromten Stahlplatte, über Malerei mit Hard Edge-Elementen und unter Lack verlaufener Kohlezeichnung bis zu Schriftbildern in ähnlicher Technik spannt die Galerie einen Bogen über das Schaffen der letzten Jahre. Die Preise reichen von sehr moderaten 1.200 Euro für kleinere Gemälde bis 10.000 Euro.

Die museumswürdige Themenausstellung „Lines“ fächert bei Konrad Fischer fast das gesamte Galerieprogramm auf, inklusive einiger historischer Positionen, deren Durchbruch noch bevorsteht. Neben den bekannten Heroen der Galerie wie Carl André, Daniel Buren, Richard Long oder Rita McBride wirken die Bilder der 85-jährigen New Yorkerin Merrill Wagner, die landschaftsartige Strukturen aus Klebeband, Farbe und Kohle hinter Plexiglas entstehen lässt, wie ein neuer Frischer Blick auf die Kunstszene der USA in den 60er und 70er Jahren. Die preiswerteste Arbeit von ihr in Postkartengröße ist schon für 2.500 Dollar zu haben, die großen Formate kosten 40.000 Dollar. Das ist sehr moderat, verglichen mit den drei riesigen gestreiften Flags von Daniel Buren, für die 700.000Euro verlangt werden.

In Köln hat sich in den letzten Jahren eine jüngere Generation von Galeristen etabliert. kuk gehört da fast schon zum Establishment. Im Galerienhaus An der Schanz 1a zeigt Krupic und Kersting die als verwirrende Wimmelbilder angelegten Collagen auf Papier, als Skulptur und im Video von Ulu Braun, der in der Ausstellung „Die Zerschwörung“ mit geopolitischen Themen und Alltäglichkeiten wie ein Archäologe auf LSD hantiert (500 bis 12.500 Euro).

Im gleichen Gebäude untersucht bei Berthold Pott der in Miami und New York lebende Evan Roberts die Auswirkungen von öffentlichem Raum und Isolation auf das Individuum. Er bedient sich dazu vorgefundener Objekte wie Basektballkörben und Bällen oder Fahrrädern. Die Skulpturen, Installationen und Gemälde kosten zwischen 5.500 und 17.000 Euro.

Im dritten Jahr unter eigenem Namen betreibt Falko Alexander seine Galerie, die sich die Räume mit einem Fotostudio teilt. Viel Wandfläche benötigt er auch für die teilweise monumentalen Bildkompositionen von Tim Berresheim, der auf höchstem technischen Niveau reale und digitale Bildräume miteinander verschränkt. Aktuell sind Arbeiten zu sehen, die unter Mitwirkung von Schülern seiner ehemaligen Grundschule am Niederrhein entstanden sind. Dem Aufwand und ihren Formaten entsprechend kosten die unikaten Arbeiten bis zu 32.000 Euro.

Eine mit allerlei merkwürdigen Objekten möblierte Dachkammer hat Simon Schubert raumfüllend in der Galerie Martin Kudlek errichtet. Wie in einer Wunderkammer können Besucher dort auf eine Entdeckungsreise nach Skulpturen und Zeichnungen gehen. Die Preispanne reicht von 1.800 bis 16.500 Euro.

Eine komplette Büroetage steht Priska Pasquer nach ihrem Umzug für ihre Ausstellungen zur Verfügung. Sie teilt sich die Räumlichkeiten mit Start Ups. Kunst lässt sich hier in einer gelebten Umgebung betrachten statt im White Cube. Die erste Schau bestreitet der virtuose Aquarellist Radenko Milak mit seinen weitgehend schwarz-weißen Papierarbeiten, die aus der medialen Bilderflut zu Corona einzelne Momente herauslösen und die ab 1.500 Euro kosten. Ein wandgroßes und ausnahmsweise farbiges Aquarell schlägt mit 22.000 Euro zu Buche. Für ihr Experiment mit den geteilten Räumen nimmt sich die Galeristin bis Ende des Jahres Zeit. Sie hofft, dass bis dahin abzusehen ist, wie sich die (Kunst)-Welt im Zeichen von Corona entwickelt. Damit ist sie nicht alleine.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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