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#Kunsttrotzcorona 10

Jump off the sculpture, please

Die König Galerie war eine der ersten, die nach dem Corona-Lockdown damit begann, den nun nicht mehr vorhandenen realen Ausstellungsraum durch Interaktionen mit Künstler*innen vorzugsweise auf Instagram zu ersetzen (siehe dazu unser #Kunsttrotzcorona 3). Nun versucht die Galerie das Ganze auf das nächste Level zu heben, indem sie eine rein digitale Ausstellung in einer eigens dafür programmierten App eröffnet. Die App bildet Teile der König Galerie in St. Agnes nach und macht den Raum über einen kleinen Avatar begeh- und vor allem bespielbar. Kuratiert wurde die Ausstellung von Anika Meier (Ihr aktuelles Instagram-Projekt haben wir in --> #Kunsttrotzcorona 8 vorgestellt) und Johann König.

Der Raum ist ein Gesamtkunstwerk des Künstlers Manuel Rossner und integriert digitale Skulpturen und Malerei in einem Gesamtenvironment, das über eine einfache Bildschirmsteuerung mit dem weißen Avatar durchwandert werden kann. Die Skulpturen sind interaktiv, man kann sie berühren bzw. bewegen. Ein Weg aus Steinen führt in die Höhen des Galerieraums und auf die amorph durch die Räume wabernde Skulptur bis man am Ende in einer blauen Blase angekommen ist und mit einem finalen Jump wieder am Boden der „digitalen Tatsachen“ landet.

Für weniger geübte Kunstliebhaber*innen kann der Run durchaus herausfordernd sein. Für den Gaming-Experten der artmagazine Redaktion (12 J.) ist es ein nettes Jump and Run-Game, in dem der höchste Punkt in wenigen Minuten erreicht ist. Die Möglichkeit der spielerischen Interaktion mit den Skulpturen wird gerne dazu genommen und der Turm von St. Agnes noch hochgestiegen. Die App lässt aber beide, Gamer und Kunstliebhaber, etwas enttäuscht zurück. Die Ressourcen der Galerie kommen natürlich nicht an die Programmierpower komplexer Computerspiele heran. Die digitalen Kunstwerke sind trotz der Interaktivität distanziert und vor allem haptisch nicht wirklich zu erfassen.

Es funktioniert, aber eben nur bedingt, wie auch der Titel der Ausstellung „Surprisingly This Rather Works“ zugeben muss. Digitale Kunst funktioniert ­ – und es gibt genügend Beispiele z.B. aus 40 Jahren Ars Electronica dafür – wenn sie in ihrem genuinen Medium der 2- und neuerdings 3-Dinensionalität des Digitalen verbleibt. Die Kombination mit dem realen Erlebnisraum der Kunst, der Galerie wie von Manuel Rossner hier vorgeführt, markiert einen Startpunkt, der durch die Entwicklung der Technologien den Erlebnisgehalt und das Erfahrungspotential digtaler Kunst in Zukunft wohl noch deutlich steigern werden. In der aktuellen Situation der Ausgangsbeschänkungen und Galerieschließungen macht es uns aber auch bewusst, wie dringend wir auf die Wiedereröffnung einer klassischen Ausstellung warten.

Die App ist derzeit nur im --> Apple App-Store erhältlich, an der Version für Android wird gearbeitet.

--> Fotos von der Ausstellung auf der Website von Manuel Rossner

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Video: Ein quick run durch die Ausstellung vom Gaming-Experten der artmagazine Redaktion, Constantin Remm

Mehr Texte von Werner Remm

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