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#Kunsttrotzcorona 3

Let me entertain you

Seit einigen Tagen ploppen täglich neue kreative Kommunikationsangebote aus dem Kunstbereich in den sozialen Medien auf, die zum Zuschauen oder auch Mitmachen gegen den Corona-Blues einladen. Als einer der Ersten hat der Berliner Galerist Johann König die Gunst der Stunde erkannt und ein neues Format entwickelt, mit dem er täglich um 10 Uhr auf Instagram anzutreffen ist. Auf dem Account seiner international tätigen Galerie (@koeniggalerie) experimentiert er, ganz seiner selbstgewählten Vorreiterrolle auf Instagram getreu, recht frei und unbefangen mit dem Medium. König führte bislang bereits live durch seine Galerieräume in St. Agnes, einer in den 1960er Jahren erbauten Kirche, und unterhielt sich mit Künstler/innen aus seinem Galerieprogramm, die aus ihren Ateliers zugeschaltet wurden. Es gab auch schon eine Beratungsstunde für Künstler/innen, die nicht im Galerieprogramm vertreten sind, also eine Art „virtueller Studio Visit“.

Das Format ist so unterhaltsam wie interessant, weil Johann König keine Angst vor der Fallhöhe hat. Das zeichnet ihn im realen Leben aus und er bleibt sich selbst damit auch auf Instagram treu. Es ist eine gute Unterhaltung in Zeiten der Krise und allein das Wort „Unterhaltung“ würde bei vielen anderen Galeristen schon Schweißtropfen auf der Stirn hervorbringen. Nicht jedoch bei König. Der freut sich über entsprechende Reaktionen seiner Follower und repostet sie in seinem Status auf Instagram. Mit seinem Smartphone in der Hand geht er los, filmt und redet, spontan und manchmal auch unüberlegt, aber gerade das macht es so authentisch. Bei ihm darf der Livestream mit technischen Schwierigkeiten verbunden sein, man verzeiht es ihm, weil es nie peinlich ist. Es ist einfach ok. Wenn Alicja Kwade, die live aus ihrem Atelier in Oberschöneweide zugeschaltet ist, plötzlich nicht mehr zu hören ist, springt König ein und redet so lange weiter über ihre Kunst, bis die Stimme der Künstlerin wieder da ist.

Auch wenn das Format nicht zuletzt dem Marketing dient und gleichzeitig ein Spiegel des Leistungsdrucks auf dem Kunstmarkt ist, so ist es dennoch eine Bereicherung. König trifft damit den Nerv der Zeit. Er vermittelt spannende Einblicke in das Leben und Werk der vorgestellten KünstlerInnen und auch in das des Galeristen selbst – Einblicke, die vielen Menschen ansonsten verborgen blieben. Am Ende des Gesprächs mit Alicja Kwade lässt Johann König Fragen von Zuschauer/innen zu und beantwortet sie. Es sind ein paar spannende dabei, zum Beispiel zu Kwades Steinarbeiten, die während des Gesprächs zu sehen waren.

Es ist klar: die Kunst, ihre Präsentation und ihre Vermittlung, sei es für den Markt oder für die Besucher/innen einer Ausstellung, müssen in Zukunft neue Wege gehen. Wenn sie so anregend sind wie dieser, dann freue ich mich darauf.

Ps.: Montags ist übrigens Ruhetag, so wie in der physischen Galerie auch. Ein bisschen alte Welt muss ja sein. Am Dienstag, 24.03. um 10 Uhr geht es dann weiter mit Claudia Comte.

Mehr Texte von Sylvia Metz

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