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What Beauty Is, I Know Not: Reine Formsache?

Unter dem koketten Titel „What beauty is, I know not“ stellt Kasper König jetzt in der Galerie König, Berlin, seine kritikwürdige Idee von politischer Kunst vor.

In der jüngeren Vergangenheit hat Kasper König aktueller politischer Kunst des öfteren öffentlich vorgeworfen, den Aspekt der Form zu vernachlässigen, am prominentesten wohl in seiner Diskussion mit Cana Bilir-Meier in den Münchner Kammerspielen im November letzten Jahres. Im Beipackzettel zu seiner Ausstellung „What beauty ist, I know not“ jetzt wird dann auch prompt mit apodiktischem Verve Gottfried Benns Diktum „Kunst ist Form, oder sie ist nicht“ zitiert. Wie eine solche Form für politische Kunst aussehen kann, zeigt König dann in seiner großangelegten Auswahl von insgesamt 28 Arbeiten: Abstrakte Malerei (von Olle Baertling und Niele Toroni) ist da ebenso zu sehen wie plakativer Postpop (von Thomas Hirschhorn und Mike Kelley) und partizipatorische Installationen (von Emeka Ogboh). Fotocollagen (von Rosemarie Trockel) werden in der Ausstellung ebenso präsentiert wie trashig-gegenständliche Arbeiten (von Nicole Eisenman und Manfred Pernice) und minimalistische Skulpturen (von Olle Baertling). Ästhetische Formen, die gerade von explizit politischer Kunst oftmals genutzt werden, wie Dokumentation, Archivierung und performativer Aktivismus, allerdings sucht man hier vergebens. Auch das Fehlen des Mediums Video überrascht.

Der Rundgang durch die zwei Etagen der umgebauten Kirche ist angesichts der beschriebenen formalen Vielfalt zwar durchaus unterhaltsam, aber schnell wird auch Kasper Königs entscheidende „Unterlassungssünde“ erkennbar, nämlich der Verzicht auf jedwede inhaltliche Fokussierung in der Ausstellung. Solch eine Konzentration, die bei politischer Kunst bis zum „Primat des Begriffes“ (Jean-Paul Sartre) gehen kann, aber ist solch engagierter Kunst ebenso eingeschrieben wie der Aspekt des Formalen. In „What beauty is, I know not“ wird dennoch nicht nur auf ein konkretes politisches Anliegen im Sinne eines durchgängigen „Themas“, wie etwa Feminismus oder Rechtspopulismus, verzichtet, sondern viele Arbeiten sind sogar gänzlich unpolitischen Charakters, so etwa Niele Toronis „Abdrücke eines Pinsels Nr. 50, wiederholt in regelmäßigen Abständen von 30 cm“ (1999).

Beides zusammen, die formale Vielfalt und inhaltliche Unentschiedenheit, wirkt sich für die Ausstellung letztlich negativ aus: Man wird den Eindruck nicht los, dass hier von Kasper König eine beinahe konzeptbefreite bunte Mischung inszeniert wurde.

Mehr Texte von Raimar Stange

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What Beauty Is, I Know Not
19.08 - 13.10.2019

König Galerie
10969 Berlin, Alexandrinenstrasse 118-121
Tel: +49 30 26 10 30 80
Email: info@koeniggalerie.com
http://www.koeniggalerie.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 11h - 6h, So 13h -18h


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