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Connected. Peter Kogler with…: Welcome to the Labyrinth

Auf Einladung der Kuratorin Katrin Bucher Trantow entwickelte der österreichische Medienkünstler Peter Kogler eine Ausstellung für das Kunsthaus Graz – mit Blick auf die Geschichte der Avantgarde, insbesondere Fernand Léger und dessen (künstlerischem) Umfeld. Ergebnis ist eine Komposition, die Strukturen, Netze, Positionierungen und richtungsweisende historische Positionen zum Gegenstand hat.

Auf der ersten Ausstellungsebene, dem Space02, angekommen, lassen sich langsam verschiebende Module beobachten, die Muster in Graustufen zeigen und durch ihre anhaltende Bewegung den Raum verändern. (Vorerst) diskret fügen sich die organischen Formen scheinbar auf natürliche Weise der gebauten Architektur, reagieren darauf. Dabei ähneln sie Verstrebungen, Röhren oder erinnern an Molekülketten.

Eine unübliche Kunstbetrachtung ermöglichen die im Raum verteilten Sitzelemente (Entwurf: Friedrich Kiesler, Ausführung: Wittmann) - ein Einschaukeln auf Werke wie z.B. Fernand Légers „Sans titre (Projet de décoration murale) / Ohne Titel (Wandgestaltungsprojekt)“ (1939), das neben Aluminiumarbeiten von Kogler gezeigt wird.
Aber begibt man sich vor einer aufmerksamen Betrachtung der auf der ersten Etage ausgestellten Objekte auf die zweite, einen Stock höher in den Space01, erwartet die Besucher*innen eine „raumfüllende“ multimediale Installation. In Zusammenarbeit mit Franz Pomassl, der für die Klangkomposition verantwortlich zeichnet, treibt Kogler hier mit „Ohne Titel (Connected)“ sein Gestaltungsprinzip auf die Spitze.

Bezeichnend ist der ephemere Charakter, den diese Arbeit im Speziellen annimmt, besteht sie doch aus dynamischen Lichtprojektionen und Sounds, die den Raum transformieren, ihn generieren, um ihn sogleich wieder aufzulösen. Der Raum – als Display, Vorlage und Anlass – dehnt sich aus. Auf Turnmatten am Boden liegend, können die Besucher*innen aus einer ungewöhnlichen Perspektive das Gesehene und Gehörte auf sich Wirken lassen. Dabei wird man sich nicht nur der Räumlichkeit, in der man sich befindet, bewusst, sondern auch der Tatsache, dass man selbst, der eigene Körper also, Raum ist, in den all das eindringt. Der audiovisuelle Prozess ist umfassend. Man wird selbst zum Bildträger.
Licht und Schatten – mal heller, mal dunkler – befördern Linien, Wellen, Partikel. Der Sound – mal leiser, mal lauter – wummert, schrillt, piepst, knistert, strömt. Der Boden wird zum einzigen Halt und Bezugspunkt. Wo befinden wir uns? Unter Wasser, in unserem Körper, in einem anderen – flüssig, fest – dazwischen, im Weltraum oder in einem digitalen Raum? Ja – in einer Maschine – ohne Zweifel! Nur schemenhaft sind andere Körper (Besucher*innen) im Raum erkennbar.
Eigens für diese Ausstellung und den konkreten Ort entwickelt und programmiert (Technik: Martin Beck), lässt das Schauspiel auch an Störungen denken, an sich Wiederholendes, an sich verbindende Netzwerke, mitunter auch an Zäune, an das erschwerte Vorankommen in einem solchen Setting, da durch die andauernde Fluktuation die eigene Beweglichkeit, ein Sichfortbewegen irritiert wird.

Trennt man (vorerst) die Verbindung und begibt sich zurück in den Space02 werden auch hier die ständigen Haltungs- und Blickwechsel konsequent fortgeführt, das Phänomen „Raum“ durchgängig eindringlich erfahrbar gemacht. Betritt man die „München Box“ (2016), einen gebauten Kubus, ein Musterzimmer, das einem Spiegelkabinett ähnelt, denkt man an Situationen wie Theater, Bühne, Kino, die als Reflexionsräume dienen. Die Wirkung(en) sind kaleidoskopisch, mitunter auch die Erfahrung der eigenen „Fremdkörperlichkeit“.

Es scheint das Prinzip des Horror Vacui anzuklingen, wenn zu jeder halben Stunde für ein paar Minuten ein gewaltiges Spektakel einsetzt. Das von dem Grazer Musiker und Komponisten Winfried Ritsch interpretierte „Ballet mécanique“ (George Antheil, 1923/24), das den gleichnamigen Film von Fernand Léger und Dudley Murphy begleiten soll, zeigt eine künstlerische Praxis, bei dem dadaistische, surrealistische wie auch konstruktivistische Spielweisen eine wesentliche Rolle spiel(t)en. Spätestens jetzt wird das interessierte Publikum herausgefordert und wünscht sich womöglich Zuflucht zu finden in Peter Koglers und Franz Wests „Hirn mit Ei“ (1994) – Vorhang zu, Vorstellung aus!

Mehr Texte von Bettina Landl

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Connected. Peter Kogler with…
28.06 - 06.10.2019

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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