Werbung
,

Franisek Lesak - Messübungen, Fotografie und Zeichnungen: Das Maß der - möglichen - Verhältnisse

"Das ist sowas von privat", was derzeit bei Grita Insam gezeigt wird - meint zumindest der Künstler selbst. Eine eigenwillige Lust treibt den in Prag geborenen Frantisek Lesák zu seinen Werken: der Hang zur Präzision. Akribisch zeichnend oder mittels Fotografie technisch perfektioniert ab-bildend liefert er seine Ausschnitte von Welt. Er will es ganz genau wissen, spekuliert über die Beschaffenheit der abgewandten Seite und konstruiert dann doch völlig andere Relationen. Darin übt er sich. Darin übt er sich seit 30 Jahren, wie eine Serie erstmals gezeigter Fotoarbeiten aus dem Jahr 1972 ("Begründung eines Meters durch Schätzung") beweist. Darin übt sich an einer unerwarteten Auswahl an "Objekten" wie Gemälden, am eigenen Körper ("Aufhalten eines Falles", 1985/2002), Texten, und schließlich 2002/3 an Kameras ("Tetraeder", "Dodekaeder"), Taschenlampen, Bleistiften und am Hermeskopf des Praxiteles, der mittels Licht "punktiert" - und unsichtbar wird. "Bonjour Monsieur Courbet", dem Werk Gustave Courbets von 1854, widmet Lesák zahlreiche Studien und 1986 die spektakuläre Serie von 103 s/w Fotografien: Lesák kniet, springt, beugt das Knie, kauert, balanciert, stützt sich, holt aus, biegt sich, verrenkt sämtliche Körperteile - bis auf den Kopf. Der hat als Zielkonstante einen Kochtopf, der als Hut von einer Gliederpuppe angeboten wird. Quasi "One Minute Skulpturen" wie Erwin Wurm ab 1988 solche inszeniert. In Lesáks facettenreichen Fotostudien ist sein Körper noch der Schwerkraft ausgesetzt. In seinen Zeichnungen zum Thema schweben einzelne Figuren astronautengleich durch den Raum - Timeshift ins 19. Jahrhundert - und wiederum zielen sie mit dem Kopf passgenau in die bereitgehaltenen Hüte. Bei "Rot-Blauer Goldener Schnitt I", Pigment Print, 2002, kommt Farbe auf. Eine fraktale Spiralkonstruktion aus den guten alten zweifärbigen Bleistiften, bestechend gespitzt, wobei jeder Doppeltgespitzte im Winkel von 73 Grad an den Nabel des größeren ansetzt, Längen-Verhältnis 3:2 (Annäherungswert). "Das muß nicht jeden interessieren" gibt sich der Künstler nachsichtig, dieses Spiel der Verhältnisse, das Von-allen-Seiten-gleich-schön-Sein, zumindest gleich wichtig wahrgenommen werden. Doch wer darin einen reizvollen Sinn sieht, findet in Lesák einen ideenreichen Partner.
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Franisek Lesak - Messübungen, Fotografie und Zeichnungen
03.10 - 22.11.2003

Galerie Grita Insam
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: + 43 1 512 53 30, Fax: +43 1 512 5330 15
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: