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Die 11. Berlin Biennale hat ein Kuratorinnen-Team aus Südamerika

Eigentlich muss es gendergerecht Kurator*innen heißen, allerdings will sich das Team bestehend aus drei Frauen und einem Mann als weiblich identifiziert wissen, so der Pressetext zur Bestellung von María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado und Agustín Pérez Rubio für die im Sommer 2020 stattfindende 11. Berlin Biennale. Besonders betonen wollen die Vier laut Pressetext auch die Gemeinschaftlichkeit ihrer Entscheidungen und die Gleichwertigkeit ihrer kuratorischen Entscheidungen. Über die möglichen Inhalte der kommenden Berlin Biennale wurde noch nichts bekannt.

Hier noch die Biografien der Kurator*innen

María Berríos (* 1978 in Santiago de Chile) ist Soziologin, Autorin, unabhängige Kuratorin und Mitbegründerin des chilenischen Redaktionskollektivs vaticanochico. Sie arbeitet an den Schnittstellen von Kunst, Kultur und Politik, mit besonderem Interesse an den gemeinschaftlichen Experimenten der Dritte-Welt-Bewegung und den daraus hervorgegangenen Ausstellungsformaten der 1960er und 70er Jahre. Berríos unterrichtet und hält regelmäßig Vorträge in Europa und Lateinamerika und hat umfangreich über Kunst und Politik – vor allem in Lateinamerika, aber auch darüber hinaus – publiziert. Unter anderem kuratierte sie gemeinsam mit Lisette Lagnado die Ausstellung Drifts and Derivations: Experiences, journeys and morphologies über Chiles experimentelle Architekturkollektive (Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, 2010), außerdem Nuestro desconocido, nuestro caos, nuestro mar (Museo Experimental el Eco, Mexiko-Stadt, 2014) sowie Alberto Cruz: El cuerpo del arquitecto no es el de un solo hombre (zusammen mit Amalia Cross, MAVI – Museo de Artes Visuales, Santiago de Chile, 2017). Berríos war an verschiedenen kollaborativen Kunstprojekten beteiligt, darunter The Revolution Must Be a School of Unfettered Thought (zusammen mit dem Künstler Jakob Jakobsen für die 31. Bienal de São Paulo, 2014). Seit 2016 ist sie Mitarbeiterin des Hospital Prison University Archive (Kopenhagen). Dieser von dem Künstler Jakob Jakobsen betriebene Projektraum und Radiosender befindet sich in dem Gebäude, in welchem er und Berríos zusammen mit ihrem dreijährigen Sohn Teo leben, der glaubt, er sei ein Ninja.

Renata Cervetto (* 1985 in Buenos Aires) besitzt ein kontinuierliches Interesse an künstlerischen Praktiken im Dialog mit Sprache, öffentlichem Raum und Körpergedächtnis. Sie hat über die pädagogischen Programme der Biennalen von Mercosul und São Paulo geforscht und untersucht, inwiefern Performance den Charakter kritischer Vermittlung annehmen kann und welche Verhandlungs- und Diskussionsmöglichkeiten dies in verschiedenen Kontexten bietet. Von 2013 bis 2014 nahm Cervetto am De Appel Curatorial Programme in Amsterdam teil und erhielt in der Folge ein Stipendium zur Entwicklung eines einjährigen Veranstaltungsprogramms bei De Appel. Dazu gehörte auch eine Zusammenstellung ihrer Forschungen in The Fellow Reader #1. On Boycott, Censorship and Educational Practices (De Appel, 2015). Von 2015 bis 2018 koordinierte sie die Bildungsabteilung des Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA). Mit Miguel A. López war sie Herausgeberin der Publikation Agítese antes de usar. Desplazamientos educativos, sociales y artísticos en América Latina (TEOR/éTica, San José, und MALBA, Buenos Aires, 2017, mit Texten von Lisette Lagnado und anderen). In jüngerer Zeit galt Cervettos Interesse der Frage, wie sich Bewusstsein (oder Selbstwahrnehmung) durch pädagogisch-poetische Übungen fördern lässt.

Lisette Lagnado (* 1961 in Kinshasa) ist Wissenschaftlerin, Kunstkritikerin und freie Kuratorin. Ihr Augenmerk gilt Strategien der Zusammenarbeit mit Soziolog*innen und Architekt*innen im öffentlichen Raum. Als Kind konnte sie nie verstehen, warum Menschen auf der Straße leben und verbrachte ihre Zeit damit, sich mit ihnen zu unterhalten. Lagnado war Chefkuratorin der 27. Bienal de São Paulo Como viver junto – How to Live Together (2006) und kuratierte zusammen mit María Berríos Drifts and Derivations: Experiences, journeys and morphologies (Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, 2010). Zu ihren jüngsten Ausstellungsprojekten gehören Rivane Neuenschwander: The Name of Fear | Rio de Janeiro (Museu de Arte do Rio (MAR), Rio de Janeiro, 2017) sowie León Ferrari, For a World with No Hell (Galeria Nara Roesler, São Paulo und New York, 2018). Von 2014 bis 2017 war Lagnado Direktorin und Kuratorin für öffentliche Programme der Escola de Artes Visuais do Parque Lage in Rio de Janeiro. Sie war Mitherausgeberin der Zeitschriften Arte em São Paulo (1981–89) und Trópico (2001–11) und wirkte an Ausstellungskatalogen zu Arthur Bispo do Rosario, Dominique Gonzalez-Foerster, Laura Lima, Gordon Matta-Clark, Virginia de Medeiros, Cildo Meireles, Ahlam Shibli, Tunga, Bárbara Wagner & Benjamin de Burca mit. 1993 gründete Lagnado zusammen mit Freund*innen und der Familie des Künstlers José Leonilson das in São Paulo ansässige Projeto Leonilson, das den Nachlass des Künstlers verwaltet. Zudem kuratierte sie dessen erste Retrospektive Leonilson: são tantas as verdades (Galeria de Arte do SESI, São Paulo, 1995). Lagnado koordinierte das Programa Hélio Oiticica, ein Onlinearchiv mit Hélio Oiticicas Schriften (Instituto Itú Cultural, 1999–2002). Sie ist Mitglied der Associação Cultural Videobrasil, São Paulo.

Agustin Pérez Rubio (* 1972 in Valencia) bezieht sich in seiner kuratorischen und institutionellen Praxis auf kollaborative Projekte, Genderfragen und feministische Themen, Linguistik, Architektur, Politik und postkoloniale Perspektiven. In seiner frühen Kindheit war er vom Make-up, von den Perücken und von den Kleidern seiner Mutter fasziniert. Er war künstlerischer Leiter des Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA, 2014–18) und Chefkurator und Direktor des Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León (MUSAC, 2003–13). Pérez Rubio kuratierte zahlreiche monografische Ausstellungen, unter anderem von Dora García (Vibraciones, MUSAC, 2004), Tobias Rehberger (I Die Every Day. 1. Cor. 15,31, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, 2005), Julie Mehretu (Black City, MUSAC, 2006), Elmgreen & Dragset (Trying to Remember What We Once Wanted to Forget, MUSAC, 2009), Superflex (Working Title: A Retrospective Curated by XXXXXXX, Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen, 2013), Rosângela Rennó (Everything that doesn’t show in the images, Centro Atlántico de Arte Moderno (CAAM), Las Palmas de Gran Canaria, 2014), General Idea (Broken Time, Museo Jumex, Mexiko-Stadt, 2015), Claudia Andujar (Marcados, MALBA, 2016) und Mirtha Dermisache (Because I write!, MALBA, 2017). Zudem hat er Gruppenausstellungen kuratiert, darunter Primer Proforma 2010. Badiola Euba Prego. 30 exercises 40 days 8 hours a day (MUSAC, 2010), Unerasable Memories (Sesc Pompeia, São Paulo, 2014) und Infinite Experience (MALBA, 2014). Vor Kurzem wurde Pérez Rubio zum Kurator des chilenischen Pavillons auf der Biennale di Venezia in Venedig ernannt, wo er 2019 das Werk des Künstlers Voluspa Jarpa vorstellen wird. Derzeit ist er Vorstandsmitglied von CIMAM und Mitglied des Beirats der Istanbul Biennial.

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Abbildung: im Uhrzeigersinn von li oben: Valencia, ca 1973; Edmonton, ca 1987; Buenos Aires, 1989; Kinshasa, 1963

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