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Just so Stories: Vierzig tätige Jahre

Sie ist eine der längstdienenden Galeristinnen Wiens. Neben Ursula Krinzinger, Grita Insam und Heike Curtze gehört Sie zu den bestimmenden Galeristinnen der 80er, 90er und 2000er Jahre.
Die Rede ist von Rosemarie Schwarzwälder die seit 1978 die Geschäfte der Galerie nächst St. Stephan führt. Seit 1987 ist sie Inhaberin der Galerie.

Zum 40-jährigen Jubiläum gestaltete Schwarzwälder eine sehr persönliche Werkschau. Sie zeigt Arbeiten von WeggefährtInnen sowie Künstlerinnen und Künstlern der Institution, die das spezifische und oftmals ambitionierte Programm der Galerie nächst St. Stephan ermöglichten. Auf kleinen Tafeln erzählt Schwarzwälder von ihren Begegnungen mit KünstlerInnen und Werk.

So finden wir in der Ausstellung eine Skizze von Donald Judd, der eine Box zeichnete, die aus mehreren Fächern bestand. Inspiriert wurde diese Zeichnung von einem runden Schutzgitter eines Baumes in der Lobby des Hotels König von Ungarn 1988. Judd bearbeitete Sie immer weiter bis es jener Art Schachtel, die seinem Denken so entsprach, ähnlich war.

Anhand der österreichischen Bespiele wie eines Kussmundes von Gerwald Rockschaub und einer Serie von Helmut Federle werden Erinnerungen an die späten 80er Jahre und die geometrische Kunst der damaligen Zeit wach.
Aus dieser Zeit ist auch eine Gemeinschaftsarbeit von Brigitte Kowanz und Franz Graf in der Ausstellung zu finden, in der zwei in Mischtechnik skizzierte Körper miteinander ringen. Es ist die gemeinsame Zeit dieses Künstlerpaares und ihr gesellschaftspolitischer Anspruch nach doppelter Autorenschaft. (1982) Auch Franz West, damaliger Flaneur der Kunstszene und Heinrich Dunst, heute schon eine Art Institution der Galerie, sind mit Arbeiten in der Jubiläumsausstellung vertreten.

Aus einer jüngeren Künstlergeneration sind Christoph Weber und Sonia Leimer Teil der Asstellung. Weber zeigt einen Betonpatzen in einem Karton, 2016, und Leimer brachte einen Ausschnitt des Straßenbelags der Wiener Währinger Straße in die Galerie. Letzterer wirkt brachial auf den Parkett und erinnert an ihre Schau in der Galerie, als Leimer den gesamten Galerieboden mit solchen Straßenbelägen „bepflasterte“.

Bei Arbeiten internationaler KünstlerInnen stechen Kohlezeichnungen von Dan Flavin hervor, in denen er unterschiedlich gebauschte Segel von Segelbooten in breiten Straffuren zeichnete. Die Dynamik des Windes und des Meeres sind förmlich greifbar und das Boot und die Wellen scheinen auf dem Betrachter zuzufahren. Schwarzwälder schildert in den Ausstellungstexten die Begegnung mit Flavin der, schon ermüdet, die Reise seiner Leuchtstoffröhren durch die Museen der Welt begleitete. Am Rande dieser Tätigkeit entstanden solche wertvollen Miniaturen.

Auch die malerischen Aquarelle des Südkoreaners Lee Ufan sind eine besondere Erwähnung wert. Seine schnelle und steile Karriere war gerade in Fahrt gekommen, als es Rosemarie Schwarzwälder 2007 gelang, eine Ausstellung seiner Arbeiten in Wien zu organisieren.

Auch das Werk der in New York lebenden Alice Attie sticht in der Ausstellung hervor. Attie bringt mit Tusche und Papier fabulöse Kringel zu Papier, die eine Art all over erzeugen. Hier in Wien ist es die ständige Wiederholung des Schriftzugs von „Take Care of Yourself“, 2016, zu sehen, das man getrost als Lebensmotto wählen kann.

Ausgehend von diesem Motto sei nicht zuletzt auf die monumentale Videoarbeit von Rainer Ganahl aus dem Jahr 2000 verwiesen. Darin interviewte der Vorarlberger Künstler Emigranten in Amerika, die vor den Nazis fliehen mussten, und nicht mehr nach Österreich zurückkehren wollten. Unter anderem betraf das auch, den ursprünglichen Gründer der Galerie nächst St. Stephan, die 1923 als „Neue Galerie“ von Otto Kallir-Nirenstein eröffnet wurde. 1936 verließ er Wien über Paris und schiffte sich mit dem letzten Schiff vor Kriegsbeginn nach Amerika ein. Dort gründete die Galerie St. Etienne, die noch heute von seiner Enkelin Jane geleitet wird. Auch sie ist in New York auf der 57th Street seit 1978 tätig.
Das Schöne dieser Interviews, bei all dem Schmerz ist: Manche Erzählbögen scheinen sich diesseits und jenseits des Atlantiks zu vollenden.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Just so Stories
18.05 - 16.06.2018

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
1010 Wien, Grünangerg. 1/2
Tel: +43 1 5121266, Fax: +43 1 5134307
Email: galerie@schwarzwaelder.at
http://www.schwarzwaelder.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa: 11-16h


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