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Art Brussels: Jung, zeitgenössisch, spannend

Konrad Klapheck in Köln, Kiki Smith und Pierre Alechinsky in Brüssel. Nicht jede Galerie kann es sich wie Lelong (Paris/New York) leisten, beide Messe gleichzeitig und das auch noch mit auf den Ort abgestimmten Programm zu bespielen. Was die großen Galerien locker abdecken können, bringt kleinere Kollegen an ihre Grenzen. Alex Reding von Nosbaum & Reding aus Luxemburg ist auf die Präsenz an beiden Standorten angewiesen und fährt unmittelbar nach der Eröffnung der Art Cologne nach Belgien, um dort am nächsten Morgen seinen Stand auf der Art Brussels zu präsentieren.

Was macht diese beiden gerade einmal zwei Auto- oder Zugstunden auseinander liegenden Standorte so unterschiedlich? In Köln waren zur Eröffnung nicht wenige Belgier, und nach Brüssel werden wohl auch viele Rheinländer fahren. Zunächst einmal ist die mit 147 Ausstellern um ein Drittel kleinere Art Brussels eine rein zeitgenössische Messe. So konservativ das Angebot der Art Cologne in weiten Teilen ist, so so jung ist es zumeist im Thurn & Taxis. Dazu trägt auch bei, dass die Megagalerien Europas Hauptstadt mittlerweile meiden. Bluechips sind hier selten.

Warum Brüssel und nicht Köln ein gutes Pflaster für ihn sei, erklärt Doğa Öktem aus Istanbul. Brüssel sei einfach die internationalere Stadt. Er muss es wissen, schließlich hat er vor Gründung seiner eigenen Galerie Öktemaykut mehrmals als Direktor von Dirimart an der Kölner Messe teilgenommen. Das Rheinland sei schon eine recht geschlossene Gesellschaft, erklärt er. Er zeigt mit Sinan Logie auch einen belgisch-türkischen Künstler, der zwar in der Türkei, hier aber noch nicht bekannt sei. Die mittel- bis großformatigen abstrakten Gemälde kosten 3.500 bis 6.500 Euro. In dieser Preislage sind die meisten Positionen der Discovery-Sektion verortet, die ein spannendes und breites Spektrum zu Einstiegspreisen präsentiert. Zu entdecken gibt es hier nicht ausschließlich jüngste Positionen, sondern auch Künstler, die noch nicht in Belgien gezeigt wurden, wie das bei Ani Molnár aus Budapest zu sehende Duo Radenko Mulak und Roman Uranjek, die den bosnisch-herzegowinischen Beitrag auf der letzten Biennale in Venedig gestellt haben.

Mit 8.000 Euro ist ein Stand bei Discovery allerdings schon nicht mehr aus der Portokasse zu bezahlen. In einer Marktsituation, in der immer mehr auch etabliertere Avantgarde-Galerien aufgeben, wird die Sinnfrage des bisherigen Vermarktungssystems mit permanenten Ausstellungsräumen und Kunstmessen immer lauter in Frage gestellt. Messedirektorin Anne Vierstraete kennt die Sorgen ihrer Kunden, glaubt aber auch, dass eine Kunstmesse als Branchentreff und mit konstanter Netzwerkpflege das ganze Jahr über einen Vorteil gegenüber temporären oder selbstorganisierten Initiativen hat. Die Aufgabe der Satellitenmesse Independent mit ihrem Umzug in den November verschafft ihr nicht nur Luft, sondern scheint ihr auch Recht zu geben. Es wird spannend zu beobachten, ob Independent alleine ohne die von der Art Brussels geschaffenen Aufmerksamkeitsinfrastruktur überleben kann.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels
19 - 22.04.2018

Art Brussels @ Tour & Taxis
1000 Bruxelles, avenue du Port 86 C
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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