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Gespräche, Gespräche

Mit vielen Worten nichts sagen: Diese altehrwürdige Disziplin wird heute in Österreich mehr denn je gepflegt. Wer unlängst im „Standard“ das Interview mit Gernot Blümel las, wurde daran erinnert. Dort und da sei man in Gesprächen, glücklicherweise wurde das Budget erhöht (bemerkenswert, dass stets von Erhöhungen die Rede ist, obwohl man meist bestenfalls von einer Inflationsanpassung sprechen könnte), außerdem wolle halt ein jeder mehr Geld.

Doch den Höhepunkt an Nicht-Kommunikation erreichte Blümel dort, wo es um die Sammlung Essl ging. Denn da erklärte er, dass es zu „dem gesamten Projekt noch Gespräche“ gebe. Wie bitte? War „Deal“ – die Albertina erhält die Sammlung Essl für 27 Jahre als Dauerleihgabe und dafür jährlich 1,1 Millionen Euro für deren Betreuung – nicht längst fixiert, schon im Februar 2017? Offenbar nicht.

Nun war die Abmachung kritisiert worden, unter anderem auch hier im artmagazine. Nur Teile der Sammlung Essl sind museumswürdig, diese würden zudem besser in andere Häuser passen. Doch in der Zwischenzeit sind viel Geld und Energie in die Bearbeitung der Sammlung geflossen, ab Frühling 2019 sollen Teile davon im Künstlerhaus gezeigt werden. Was soll mit der Sammlung Essl passieren, wenn die Albertina kein Geld dafür mehr bekommt? Was soll im Künstlerhaus geschehen, wenn es nicht davon bespielt wird? Wie sollen Albertina und Künstlerhaus irgendetwas planen, wenn vermeintlich fixe Tatsachen plötzlich in „Gespräche“ verwandelt werden? Was bedeutet es für ein Museum, wenn längst vereinbarte Dinge auf einmal wieder in Frage gestellt werden?

Auf Anfrage heißt es aus dem Ministerium kryptisch: „Die Annahmen von Dauerleihgaben bedürfen per Gesetz in Hinblick auf mögliche finanzielle Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Institution jedenfalls der Zustimmung des Kuratoriums und einer Genehmigung des Bundesministers.“ Merkwürdig, wurde diese Genehmigung nicht längst erteilt? Antwort: „Ist derzeit alles in Überprüfung und Inhalt der laufenden Gespräche.“ Entweder es muss erst einmal überprüft werden, ob ein Vertrag unterzeichnet wurde. Oder man hält alle, die nachfragen, für völlige Idioten. Da kann man sich ja auf etwas gefasst machen.

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Abbildung: Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der damalige Kulturminister Thomas Drozda und Sammler Karl-Heinz Essl bei der Präsentation der Dauerleihgabe am 16. Februar 2017

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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