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Francesca Woodman: Die Geometrie der Körper

Die Galerie Hubert Winter zeigt eine Auswahl von Fotografien der hoch talentierten und jung verstorbenen amerikanischen Künstlerin Francesca Woodman. Es ist dies die zweite Einzelausstellung der Künstlerin in der Galerie.

Gezeigt werden Arbeiten aus den Jahren 1972 bis 1980. Woodman - geboren 1958 - war bei den jüngsten Arbeiten also erst vierzehn Jahre alt. Die Arbeiten aus 1980 entstanden im Jahr vor ihrem Freitod mit 23 Jahren. Schon allein im Vergleich von Werk und Alter lässt sich das Außergewöhnliche ihres Talents und ihrer Persönlichkeit ablesen. Die Bandbreite ihrer künstlerischen Thematik ist groß. Es ist die Auseinandersetzung mit Stoffen, Tüchern, Textilien, das Verhüllen, Bedecken und Auslöschen, das hier thematisiert wird. Oder es ist ihre Arbeit mit Tieren – Aal Serie 1978 –, natura morte - Muscheln - oder mit der Sie umgebenden Landschaft die in Woodmans Werk zum Tragen kommt.

Zu sehen sind bei Hubert Winter Silbergelatineabzüge in denen es vornehmlich um die Darstellung von Körper im Raum in unterschiedlichen Variationen geht. Es sind Fragen der Komposition die Francesca Woodman interessieren. Darüber hinaus geht es um das Verhältnis der/des Porträtierten zum Fotografen und um das Verhältnis Subjekt-Objekt im Rahmen des Bildes. Wie z.B. Cindy Sherman und andere Künstlerinnen ihrer Generation löst Woodman dies durch die Verwendung eines Selbstauslösers und die Konzentration auf die eigene Person.

Eindrucksvoll sichtbar wird dies in dem Bild von 1979/80, New York, in dem der Selbstauslöser bzw. das Kabel noch am Boden sichtbar ist. Woodman fotografierte ein mit weißem Tuch zugedecktes Bett. Ein runder Spiegel öffnet den Blick in den dahinter liegenden Raum. Hinter dem Spiegel sind die verwischten Konturen einer kauernden Person zu sehen. Es ist die Künstlerin selbst die hier in einer Ecke hockt.

Die verwischte Kontur des Körpers ist immer wieder ein Thema in den Fotografien von Francesca Woodman. So auch bei der Arbeit „Space2“ von 1976. Eingesperrt in eine Glasvitrine zeigt sich Woodman in einer Art gefrorener schwungvoller Bewegung. Über ihr auf der Vitrine liegt ein hingestreckter Mann, wobei die Knochigkeit und Eckigkeit des männlichen Körpers betont wird. Die Komposition und die Bewegung der Porträtierten erinnert an Skizzenbücher von Michelangelo, in denen er mit dichtem Liniengewirr die Dynamik der muskulösen Körper betont. Woodman empfindet dies auf ganz außerordentliche Weise mit der Kamera nach.

Auch in anderen Arbeiten kommt Woodmans Vertrautheit mit der italienischen Kunstgeschichte zum Tragen. Ihre Familie besaß schon während ihrer Kindheit ein Haus in Fiesole nahe Florenz und verbrachte die Sommer in der Toskana.

Die Übermacht der Tradition kommt in schwarz-weiß-Fotografien wie „Untitled, Rom 1977/78“. Woodman steht dabei neben einer römischen überlebensgroßen Skulptur die eine Art Ball/Weltkugel in den Händen hält. Die Größe des Kunstwerks zwingt sie, den Kopf weit nach hinten zu überstrecken um daran hochzublicken. Woodman transformiert diese Auseinandersetzung mit der Kunst- und Kulturgeschichte mit Hilfe ihres Körpers in eine künstlerische Sprache.

Vielleicht ist es das unbedingte „Ein- und Ausgesetztsein“ ihres Körpers, das die Künstlerin schon früh an den Rand ihrer physischen und psychischen Möglichkeiten brachte.

Dass sie die inneren Zusammenhänge des Seins brennend interessiert haben, sieht man nicht nur in ihren Arbeiten sondern auch am Titel ihres letzten Künstlerbuchs: „Some disordered Interior Geometries“ New York 1980/81.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Francesca Woodman
23.02 - 24.03.2018

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


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