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Antony Gormley - Earth Body: Inside the Space

Unter dem Titel „Earth Body“ zeigt die Galerie Ropac in Salzburg derzeit eine Reihe von leichtfüßigen Plastiken des britischen Künstlers Anthony Gormley.

Der Ausnahmekünstler geht als Bildhauer immer von der menschlichen Figur und seinen eigenen Körpermaßen aus und thematisiert das Hinaus–Geworfen-Sein des Menschen in die Welt. Hier zeigt er eine Serie von feingliedrigen Arbeiten, die er bereits 2008 am Papier zu skizzieren begonnen hat.

Gormleys eindrucksvollste Werke sind in Landschaften zu finden, die vom Menschen kaum tangiert sind wie „Another Place“ von 1997. Gormely goss 100 Plastiken seinen Körpermaßen nach und stellte sie in bestimmten Abständen voneinander ins Wattenmeer vor Cuxhaven. Mit der Flut wurden die „Körper“ mehr und mehr überspült mit Ebbe wieder freigelegt. Die natürliche Veränderung der die Figuren dadurch unterlagen interessierte den Künstler.

Eine ähnliche Arbeit befand sich in Vorarlberg, wo Gormley 2010-2012 100 überlebensgroße Figuren in einem 150 Quadratkilometer großen Gebiet in die Landschaft setzte. In Fotografien sind die eisernen Menschen stehend zu sehen, neben denen in gewisser Entfernung Schifahrer den Hang hinunter wedeln.

Die Plastiken des Künstlers, der auch in seinen Schriften den Bezug des Menschen zu seiner Umgebung und seinen intensiven Austausch damit als essentiell für das menschliche Sein bewertet, sind nun in den Innenräumen der Villa Kast zu erleben. Aber auch hier lässt uns Gormley nicht entwischen. Seine Plastiken treten sofort in Dialog mit dem Betrachter und erschließen sich inhaltlich erst, wenn man die Galerie durchschritten hat. Beim Eingang steht die Figur „FIX“ mit ausgebreiteten Armen. Sie stellt sich dem Betrachter mit ihren 173 kg vehement entgegen und scheint ihn am Besuch der Galerie zu hindern. In den Räumen rechts vom Eingang ist fast dieselbe Figur, einmal mit herunterhängenden Armen („CORE“) und einmal mit hochgestreckten Armen („BOLT“) zu sehen.

Im Obergeschoß der Galerie wiederholt Gormley die Figuren „FIX“ und BOLT in dünnen Drähten und schafft hier Figuren von filigraner Eleganz. Kommt man diesen stählernen Menschen zu Nahe so schwingen sie etwas. Gormley bezeichnet Sie auch als „Net“. Im Erdgeschoß der Villa Kast sind die Figuren aus schweren Gußeisen-Polyedern geformt. Polyeder meint vielgestaltige Form, also mehrere Flächen die sich mit Volumen zu einer Art mehrkantigen Quader verdichten. Es ist die Aneinanderreihung dieser Polyeder, die die Plastiken ausmachen. Der gußeiserne Mensch besteht hiermit aus zusammengesetzten kleineren Objekten ohne deren Summe er nicht existieren könnte.

Besonders eindrucksvoll wird dies im mittleren Raum im Erdgeschoß: Ein liegender Mensch geht Stück für Stück seiner Einzelteile verlustig. Die Polyeder verteilen sich im Raum. Es ist eine Art Geborstenheit der menschlichen Existenz, die wir hier zu sehen bekommen.

Weiters sind in auf dem Gartenpodest der Villa Kast ein Kauender („Clench“) zu sehen, im Stiegenaufgang scheint ein Mensch auf einem vorgestreckten Bein zu knien. Figuren lehnen an den Wänden und sind im Begriff an ihnen abzurutschen.

Gormley buchstabiert hier sein kunstvolles Vokabular möglicher Körperhaltungen mit den Mitteln des Gusseisens und des Drahtseils. Für die Konstruktion dieser Arbeiten hat er ein eigenes Computerprogramm entworfen. Wieder einmal beweist der mittlerweile 67-jährige Brite, dass er ein Virtuose des Materials ist. Der Mensch interessiert ihn dabei vornehmlich in universeller Hinsicht.

Betrachtet man die Füße der aus Drahtstreben gefertigten Plastiken genauer so sieht man, dass die lebensgroßen Figuren aus kleinen, dünnen Draht-Vielecken bestehen. In ihrer Gesamtheit stehen sie aber stabil auf dem Boden. Eine Balance, die wir uns für uns alle nur wünschen können.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Antony Gormley - Earth Body
23.03 - 12.05.2018

Galerie Thaddaeus Ropac
5020 Salzburg, Mirabellplatz 2
Tel: +43 - 662 881 393, Fax: +43 - 881 39 39
http://ropac.net
Öffnungszeiten: Im August Mo-Sa 10-18 h
Di-Fr 10-18, Sa 10-14 h


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