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Alicja Kwade - LinienLand: Gegebenenfalls optimal (kalkuliert)

Es sind nicht weniger als die großen, grundlegenden Fragen mit denen sich Alicja Kwade stets in ihren Skulpturen und Installationen beschäftigt. Was sie dabei interessiert, sind die angewandten Methoden aus Philosophie, Religion, Wissenschaft, die Erklärungen zu dem Unbegreiflichen liefern sollen: „Warum ist es wie es ist?“

Zudem arbeitet die in Berlin lebende, polnische Künstlerin, wie sie selbst ausführt, gerne mit Fundstücken. Bei diesen handelt es sich nicht zwingend um Objekte, auch „Theorien, Gesetze, Konzepte und Strukturen“ kann diese Qualität eigen sein, für den Betrachter nicht zusätzlich erklärungsbedürftig zu sein. Entsprechend beispielhaft mutet nun die von er Direktorin Sabine Schaschl kuratierte Ausstellung „LinienLand“ im Züricher Museum Haus Konstruktiv an. Die titelgebende Arbeit, man ahnt es, bezieht sich auf Edwin Abbotts 1884 erschienene Novelle „Flatland. A Romance of Many Dimensions“, in dem sich ein Quadrat auf die Reise in andere Dimensionen begibt.

In den drei übereinander liegenden Ausstellungsräumen zeigt Kwade nun drei Arbeiten mit unterschiedlichsten Ansätzen, die jeweils das Thema Parallelwelten behandeln. Ganz oben im dritten Geschoss findet sich der Besucher in einer gleichsam gespiegelten Situation wieder. Der Raum ist durch zwei Wände in täuschend ähnliche Hälften geteilt, an deren Außenseite Leuchtstoffröhren von Zeit zu Zeit mit verstärkten Geräuschen Aufflackern. Ein Messingrohr, das in zwei Trichtern endet, lässt den Blick nach gegenüber zu. Nie ist man sicher, ob es sich bei den Blitzen in den beiden Bereichen um Interaktion oder Zufall handelt.

Die Wände des Saals der der mittleren Ebene sind Flächendeckend mit A4-Ausdrucken von Zahlenreihen tapeziert, am Boden ein überwiegend bearbeiteter Steinblock, dessen Oberfläche einem natürlichem Felsbrocken täuschend ähnlich sieht. Alleine es ist die Kopie eines Fundstückes, die Ausdrucke, in Summe sind es 30.000, an den Wänden, im Raum gestapelt sowie in kupfernen Kapseln verwahrt, geben die Koordinaten zur Topographie des Objektes wieder, die es benötigt, um das exakte Ebenbild des Steines zu fräsen. „Gegebenenfalls die Wirklichkeit“ wirft so die Frage auf, inwieweit das Abbild des Realen mit der Realität selbst zu tun hat.

Die titelgebende und neueste Arbeit LinienLand sollte man als ein begehbares „Multiversum“ verstehen. In einer metallenen Gitterstruktur scheinen steinerne Kugeln unterschiedlichster Größe und Farbigkeit der Schwerkraft zu trotzen. Eingepasst in das nach den strengen Prinzipien der Künstlerin konzipierte Gittersystem formieren sich diese glanzpolierten Mineralien aus allen Kontinenten zu einem eigenen Kosmos. Nicht weniger als Überlegungen zu Raum, Schwerkraft und Zeit, so die Kuratorin im Ausstellungstext, mögen sich hier umgesetzt wissen.

Das Alles ist in Konzept und Ausführung perfekt, fast zu perfekt. Und wenngleich LinienLand für eben diesen Raum, für eben diese Ausstellung geschaffen wurde, ist man sich irgendwie sicher, dass man die Arbeit eventuell auf der Art Basel, Sektion Unlimited wieder sehen wird.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Alicja Kwade - LinienLand
08.02 - 06.05.2018

Haus Konstruktiv
8001 Zürich, Selnaustrasse 25
Tel: +41 44 217 70 80
Email: info@hauskonstruktiv.ch
http://www.hauskonstruktiv.ch/
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 12-18; Mi 12-20;
Sa, So, Feiertage 11-18


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