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BRAFA - Brussels Antiques and Fine Art Fair: Gesammelt wird, was gefällt

So entspannt großbürgerlich können wohl nur die Belgier auftreten. Über drei Tage gestaffelte VIP-Eröffnungen gönnt sich die BRAFA mit ihren 134 Ausstellern, um nur ja kein Dringlichkeit suggerierendes Geschiebe aufkommen zu lassen, wie es auf Eröffnungen in Maastricht, Basel oder London üblich ist. Man muss niemanden beeindrucken mit der eigenen Wichtigkeit, auch keine Kuratoren. Denn die Brafa wendet sich ausdrücklich an den Endverbraucher, den wohlhabenden.

Entspannter ist in Belgien auch der Umgang mit den verschiedenen Sparten. Gesammelt wird, was gefällt, Qualität hat und selten ist. Das reicht von Antiken und Stammeskunst, über mittelalterliche Skulpturen, Altmeistergemälde und Antiquitäten, bis zu Art Deco- und Mid Century-Möbeln, zeitgenössischer Kunst und Comics. So kommt es, dass in unmittelbarer Nachbarschaft ein kapitaler Rubens (Den Preis möchte die Galerie Klaas Muller nicht nennen, weil die Versicherung sich das ausbedungen habe.) zu Comics hängt. Im frankophonen Raum zählen die Bildergeschichten längst zum Kulturgut, die in Originalen zu Preisen gehandelt werden wie "richtige" Kunst. Bei der Belgian Fine Comic Strip Gallery kosten einzelne Zeichnungen von Hergé, dem Urvater der belgischen Ligne Claire, ab 50.000 Euro, eine Originalseite eines "Tim und Struppi"-Bandes schlägt mit 240.000 Euro zu Buche.

Von bescheidener Qualität ist bei derartigen Veranstaltungen meist die Auswahl an zeitgenössischer Kunst, nicht zuletzt weil die auf Alte Meister oder Antiquitäten spezialisierten Händler auch schon mal die Produktion malender Kunden an die Kojenwand hängen oder sonstwie ihre mangelnde Expertise auf dem fremden Terrain unter Beweis stellen. Zum Glück für sie hat die Brafa vor einigen Jahren eine Handvoll belgischer Top-Galerien von der Teilnahme überzeugen können.

Rodolphe Janssen schätzt an der Messe, dass er ­– anders als auf der Art Brussels ein Vierteljahr später – nicht nur sein Programm zeigen muss, sondern auch hochpreisige Handelsware anbieten kann. Aktuell hat er ein großformatiges Gemälde von Pierre Alechinsky am Stand, das, datiert 1960, noch in Öl auf Leinwand gehalten ist, kurz bevor der Künstler auf Papier und Acryl umstieg. 640.000 Euro ruft er für das Werk auf, das nach seinen Worten seit Jahrzehnten nicht auf dem Markt war. Ganz schnell wieder von diesem verschwunden sei ein kleineres Gemälde von Karel Appel, das sich ein Sammler schon vor der Eröffnung aufgrund eines Instagram-Posts Janssens gesichert habe. So verschränken sich alter und neuer Vertriebskanal auch bei älterer Kunst.

Die Brafa profitiert nicht nur von der Offenheit, der Versiertheit und dem Reichtum der einheimischen und benachbarten Sammler, sondern auch von den Fehlern anderer. Britische Skulptur zeigt Peter Osborne aus London. Er nimmt zum ersten Mal teil, weil die Armory Show im New Yorker Navy Pier ihren Termin auf den der Tefaf gelegt habe, erzählt er. Jetzt mache er halt zwei Messen hintereinander auf dem europäischen Festland. Auf die Maastrichter ist er allerdings ebenfalls nicht so gut zu sprechen, weil viele ihrer europäischen Aussteller nicht mehr zur Tefaf Spring im Mai in der New Yorker Armory zugelassen seien, um Platz für die amerikanischen Kunsthändler zu schaffen. Manchmal mutet der Kunstmarkt eben wie eine Seifenoper an. Nur nicht auf der Brafa, wo man sich zurücklehnen und das Treiben bei einem Glas Champagner beobachten kann.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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BRAFA - Brussels Antiques and Fine Art Fair
27.01 - 04.02.2018

Tour & Taxis
1000 Bruxelles, avenue du Port 86 C/ B
http://www.brafa.art
Öffnungszeiten: 11 - 19h


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