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Nilbar Güreş - Overhead: Die Frau in der Gesellschaft: Das verborgene Gesicht

Die Kunst von Nilbar Güreş zeichnet sich durch die Beschäftigung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen aus. Besonders zentral beleuchtet sie die Rolle der Frau in der gegenwärtigen Gesellschaft und ihren unterschiedlichen Kulturen. Die Szenarien sind aber keineswegs vorurteilshaft belastet, sondern humorvoll und witzig gestaltet. Güreş’ Arbeiten reichen von Fotografien, Collagen und Videos bis hin zu Objekten. Das Lentos widmet nun der 1977 in Istanbul geborenen Künstlerin eine von Silvia Eiblmayr kuratierte Einzelausstellung.

Eine Skulptur verweist auf Güreş’ Teilnahme an der São Paulo Biennale 2014. Ursprünglich befand sie sich im Pavillon Oskar Niemeyers, den sie fast zu durchbrechen schien. Sie spielt hier auf die Karyatide (weibliche Stützfigur in der Architektur) an, indem sie den Rundpfeiler mit sieben Röcken umhüllt. Auch die Arbeit „Blumengesicht“ entstand für die Biennale. Zwei aus Brasilien stammende Figuren, eine männlich, die andere weiblich, stehen vor den Füßen einer Frau, deren Gesicht von exotischen Blumen verdeckt ist. Es wäre eine poetische, sinnbildliche Darstellung, würde die Sexarbeiterin nicht einen Elektroschocker in der Hand halten. Einen Wäscheberg trägt auch eine bäuerliche Frau mühelos im ausstellungstitelgebenden Werk „Overhead“, der ihren Kopf verdeckt und somit auf eines ihrer zentralen Merkmale – das Verbergen des Gesichts – verweist. „Kopfstand-Totem“ zeigt eine Frau, die im Urwald einen perfekten Yoga-Kopfstand macht. Während ihr Gesicht nicht mehr zu sehen ist, bedecken Textilien unterschiedlicher Herkunftsländer ihren Körper – dabei fehlt auch das über die Füße gestülpte Kopftuch nicht. Der Mensch wird laut Güreş zur Totem-Figur – ein Sinnbild für das oberflächliche Leben in der kapitalistischen Gesellschaft.

Diese gewissenhaft inszenierten Fotos, die stets eine surrealistische Ebene haben, zeichnen Güreş’ Arbeiten aus. So beschäftigt sie sich mit Situationen aus ihrer Heimat oder der Queer-Bewegung in Brasilien. Eine dreiteilige Videoprojektion zeigt durch den Schnee stapfende Männer, die am Berggipfel ihre Mobiltelefone auspacken. Diese Szenen kommen aus der kurdisch-alevitischen Heimat von Güreş’ Vater. Egal ob mittels Fotografie, Video oder Collage: Güreş’ Arbeiten sind einzigartig, poetisch, märchenhaft und ironisch zugleich. Sie ist die jüngste Künstlerin, die hier im LENTOS eine Einzelausstellung bekam - zurecht.

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Nilbar Güreş - Overhead
15.06 - 10.09.2018

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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