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Clemens Krauss - Nichtwissen: Der Künstler als Therapeut

Mit der Ausstellung „Nichtwissen“ zeigt die Galerie Crone in Wien erstmals Werke des in Berlin lebenden Künstlers Clemens Krauss. Bei der Eröffnung präsentierte Krauss nur sieben Arbeiten – darunter zwei Ölmalereien, vier Videos und eine Latexskulptur aus der Serie „Haut“. Der Titel verweist darauf, dass am Anfang der Ausstellung noch nicht feststeht, wie diese am Ende aussehen wird. Jede Woche sollen vier bis fünf neue Arbeiten entstehen, die stets dienstags den Räumlichkeiten hinzugefügt werden. Eindrücke und Inhalte aus den zwischen Donnerstag und Sonntag stattfindenden Therapiesitzungen verarbeitet Krauss zu neuen Arbeiten. Als ausgebildeter Psychoanalytiker bietet er Sitzungen an, die ihm als Inspiration dienen.

Bekannt ist der 1981 in Graz geborene Künstler für seine in dicker Ölfarbe aufgetragenen Körperbilder vor monochromem Hintergrund, die plastische Reliefs menschlicher Körper zeigen. Die bei näherer Analyse abstrakt wirkenden Arbeiten scheinen nahezu Ähnlichkeiten mit den Techniken der Malerei der klassischen Moderne aufzuweisen. Die Figuren wirken durch die pastose Technik äußerst plastisch und treten so regelrecht in den Raum. Verstärkt durch den intensiven Geruch der Ölfarbe wird der Besucher schon beim Betreten der Galerie direkt mit den Arbeiten konfrontiert.

In den beiden Videos „Vorfall“ und „Hergang“ bezieht sich Krauss auf die Rolle des Individuums im sozialen und kulturellen Kontext. Dabei verwendet er Filmsequenzen aus seiner Jugend, die ihn im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren zeigen und die er in eine wirre Abfolge bringt.

Der Künstler wir zum Therapeut, dem seine Patienten als Muse dienen. Da bei Krauss die Verletzlichkeit des Einzelnen im Vordergrund steht, verarbeitet er Traumata und das, was während den Sitzungen nicht gesagt wird, in seine Malereien. Die eigene Haut, der Spiegel der Seele, finden wir als Latexform wieder. Mit der Tätigkeit als Therapeut schafft Krauss den Bogen vom einst begonnenen Medizin- zum Kunststudium. Fraglich bleibt, ob dieses für eine Ausstellung skurrile Angebot von vielen angenommen wird.

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Clemens Krauss - Nichtwissen
18.10 - 19.11.2017

Crone Wien
1010 Wien, Getreidemarkt 14
Tel: +43 1 581 3164
Email: info@galeriecrone.com
http://www.galeriecrone.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa 11-15 h


Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
Sitzungen
Andreas Huber | 14.11.2017 04:51 | antworten
Wir sind glücklicherweise vollkommen ausgebucht. Das Angebot wurde zahlreich angenommen. Vielen Dank für den Artikel!
Oft ist man nur blind ;-)
Raimann | 14.11.2017 06:43 | antworten
Der Glanz des noch nie Dagewesenen macht manchmal blind. Etwas als „komisch“ zu finden, ist oft eine Folge davon. Das Projekt ist so einzigartig, wie genial. Und nur in der Person des Künstlers möglich. Ich habe das Angebot angenommen. Ein Termin war nur schwer zu finden.

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