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Michael E. Smith: Things that talk

Die Objekte in der Ausstellung von Michael E. Smith scheinen nicht für menschliche Augen gemacht zu sein. Ihre Eigenlogik entzieht sich den Erklärungsregistern, nach denen man seine eigenen Arsenale zu durchwühlen beginnt, sobald man mit den Arbeiten konfrontiert wird.

Ein grüner Laserpunkt beschleunigt bis zum äußersten Ende seiner Bewegungskurve um dort für den Bruchteil einer Sekunde kleben zu bleiben, sich zäh abzulösen und zurück zu schnellen. Die Schlieren des grellen Lichts zeichnen seine Spur nach bis es auf seinen Nullpunkt trifft, einen ausgestopften Ara Papagei, der ein wenig hilflos verkehrt herum an der Wand befestigt ist. Umschlagpunkt des Lasers ist genau die Stelle, an der man das Auge des Tieres vermutet hatte, ein blindes Ding in relativer Eigenzeit.

Mit seinen Skulpturen entwirft Michael E. Smith stochastische Mythologien, in sich geschlossene Ding-Schaltkreise, die aus dem menschlichen Alltag und ihren Funktionszusammenhängen emigriert sind. Ein künstliches Herz hat sich in eine Sprinkleranlage eingenistet, ein Anglerfisch starrt eingeklemmt unter einem Luftentfeuchter hervor. Die Mikrowelle zwinkert zurück, die Objekte entziehen sich, fliehen in die Winkel des Raums, oder geben sich von einer Sekunde auf die andere doch ganz preis. Sie winden sich aus ihren Bedeutungszusammenhängen, verweisen auf ganz andere und lassen den Betrachter dabei immer wieder aufs Neue auflaufen. Ob die Menschen die Dinge oder die Dinge die Menschen losgeworden sind, bleibt hier implizit.

Die abgezogene Haut eines Stierhodens schließt sich um den luftleeren Raum wie ein Nesseltier. Alles Ständische und Stehende verdampft hier mittels einer Nebelmaschine, die einen an sie angeschlossenen Pullover mit weißen Schwaden durchtränkt. In den Agglomeraten aus Material kondensieren die Spuren ihrer ursprünglichen Funktionalität, ihrer Eingebundenheit in menschliche Erzählungen, die Wissenschaft und die Biologie, als Fiktionen, die sie mit ihren neuen Sichtbarkeiten gleichzeitig überschreiben. Eine Dingwelt, die unabhängig kommuniziert, die die Katastrophe des Menschlichen nicht tangiert.

Smith wird dem Ideal des Künstlers als Katalysator im relationalen Raum der Objekte mehr als gerecht. Seine Objekte arbeiten sich ab an den Poetologien des Materials, ihr Humor ist der Humor der Dinge, der sich nie ganz offenbart und der sich dennoch in den Zwischenräumen immer wieder erahnen lässt.

Mehr Texte von Anna Gien

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Michael E. Smith
16.09 - 12.11.2017

KOW
10969 Berlin, Lindenstraße 35
Tel: +49 30 311 66 770
Email: gallery@kow-berlin.com
http://kow-berlin.com
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18h


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